2017 II. Christian Rudolph – Zwischen Fläche & Raum

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Am Dienstag, den 11.07.2017 eröffnete die Kaufbeurer Künstler Stiftung zusammen mit dem Künstler Christian Rudolf und Herrn Norman Weber, der einführende Worte zum Künstler und seinen Werken sprach, die Ausstellung, die bis zum 18.8.2017 zu sehen war.

Der in Irsee lebende Künstler Christian Rudolph (*1959) zeigte in seiner Ausstellung ZWISCHEN FLÄCHE UND RAUM  im Wesentlichen zwei Werkgruppen mit Arbeiten aus den letzten zehn Jahren seines künstlerischen Schaffens: Raumspuren und Tektonite.

„Raumspuren“ nennt Christian Rudolph einen wichtigen Teil seiner Arbeiten und nennt als Inspiration dazu die Leuchtspur, die eine in der Dunkelheit bewegte Lichtquelle für kurze Zeit hinterlässt. Diese Bewegung in der Zeit festzuhalten ist das Ziel dieser Werkgruppe.

Bei Christian Rudolph unterliegt die Form einer geometrischen Konstruktion. Seine Formensprache beruht auf geometrischen Grundformen, die er zitiert, bearbeitet und modifiziert.  Damit bezieht er sich auf den historischen Rahmen der geometrisch-konstruktiven Kunst, die während der letzten Jahrzehnte verschiedene Erscheinungsformen durchlaufen hat. Was der Betrachter wahrnimmt, ist zunächst das Material. Christian Rudolph bildet in Metall – Stahl, Edelstahl und Bronze.

Im Gegensatz dazu stehen die farbigen, monochromen Wandreliefs der Werkgruppe „Tektonite“.

(…)Christian Rudolphs Tektonite entstehen als Resultate spielerischer Experimente, die der Künstler zunächst anhand von Papiermodellen vollführt. In einem Abstraktionsprozess trennt er dazu geometrische Flächen, verformt sie, fügt sie neu zusammen und überträgt das Ergebnis  seiner Formensuche in Wandreliefs aus vier Millimeter starken Aluminiumblech.

Bei den aus zwei oder mehreren Teilen zusammengesetzten Wandreliefs bilden sich je nach Art der Einschnitte zum Teil gegenläufige Bewegungen, die die Grundfläche strukturieren. Die unterschiedlichen Schwingungen treffen sich an den Nahtstellen und bilden „Bruchkanten“, die an abstrahierte geologische bzw. tektonische Verwerfungen erinnern. (…) (Auszug aus dem Katalogtext von Jan Wilms, Direktor Kunsthaus Kaufbeuren)

„Lichter, die sich im Dunkeln bewegen, hinterlassen Leuchtspuren auf unserer Netzhaut, flüchtige Momente in unserer Erinnerung.“

Für Christian Rudolph sind diese Bilder Inspiration. Er hat, wie er erzählt, solche Leuchtspuren im Kopf und versucht sie dingfest und greifbar zu machen. Es müssen kreisende, schwingende Lichter sein, die er da vor sich sieht, Lichter, die sich trennen und treffen, die den Raum erobern und schließlich in ihrer Bewegung sanft auslaufen.

Rudolph folgt ihnen mit seiner Kreativität, mit seiner Profession, mit seinem Material, mit Eisen und Stahl. Ein Widerspruch? Nicht bei ihm. Er nimmt dem Stahl die Härte und Grobheit und verleiht ihm Schwung und Eleganz.

„Wenn ich vor Christians Metallplastiken stehe, kann ich nicht aufhören sie zu betrachten. Mehr noch, ich muss sie umrunden, muss sie von allen Seiten und Blickwinkeln sehen und sie in ihrer Dreidimensionalität erfahren. Dabei werde ich belohnt durch stets neue Entdeckungen. Die Skulpturen scheinen zu tanzen, zu schweben, entwickeln eine Beschwingtheit, die man dem Metall nicht zugetraut hätte. Mein nächster Impuls ist, die Plastiken zu berühren. Es ist eine sinnliche Erfahrung, den sanften Schwüngen mit den Händen zu folgen und dabei die leicht angeraute Glätte des Metalls zu spüren. Zugleich erfahre ich dabei die Präzision und handwerkliche Gründlichkeit, mit der Christian arbeitet. Er nimmt sich für die Verschweißungen und für die Behandlung der Oberflächen Zeit, sehr viel Zeit. Das Handwerkliche und die Qualität sind ihm wichtig. Er steht zu seinem Perfektionismus. Alles muss stimmen. Das sieht man, das spürt man. Jenseits davon verschaffen mir Christians Werke eine Freude, die mit Worten nur schwer zu beschreiben ist. Darüber wie er mit jeder seiner Plastiken das Vergängliche festhält und bewegt, wie er mit seiner Kunst zugleich den Boden und den Himmel berührt. Wie ernsthaft und verspielt die Skulpturen sind, wie vital und sehnsuchtsvoll. Auf jeden Fall entdecke ich darin immer wieder Christians Augenzwinkern und sein warmes Lächeln. Das ist das schönste: Plastiken, die mich anlächeln.“ (Robert Domes, Autor und Journalist)