2019 III. Karin Haslinger – BEGEGNUNGEN

 

BEGEGNUNGEN
mit Werken von Karin Haslinger

Zu den Bildern, Selbstaussage der Künstlerin:
„Mein künstlerisches Hauptanliegen gilt der Darstellung von Menschen in Gruppen. Im Grenzbereich von gegenständlicher und abstrakter Malerei wird der Einzelne in ein Beziehungsgeflecht eingebunden und in seiner Verbindung / Bindung mit anderen Menschen gezeigt.
Losgelöst von zeitlicher und räumlicher Zuordnung werden Grundsituationen menschlicher Existenz thematisiert. So verweisen die Titel auf archetypische Befindlichkeiten und Erfahrungen, wie etwa „Im Licht sein“, „In Erwartung“, „Im Aufbruch“, „Grenzen durchbrechen“, „Begegnung“ oder „Neue Wege gehen“. Nicht individuelle, wiedererkennbare Personen sind zu sehen, sondern vielmehr Menschen in ihren Relationen zueinander. Deshalb haben die Figuren auch keine wiedererkennbaren Gesichter. Nicht einmal Alter oder Geschlecht, Nationalität oder soziale Schicht werden näher definiert.
Vielmehr rückt das Verhältnis von Individualität und Gemeinschaft ins Zentrum der Betrachtung. Inwieweit löst sich die eigene Kontur auf, wenn man sich in einer Gruppe befindet? Verliert man die eigene Individualität bei starker Einbettung ins Gemeinschaftliche oder trägt gerade große Nähe den einzelnen Menschen und gibt ihm Halt. Bedeutet Distanz Vereinsamung oder Eigenständigkeit? Kann eine Figur auch ganz für sich stehen, aus sich heraus existieren?
Manche Figuren befinden sich im Licht, sind in heller oder leuchtender Farbigkeit gemalt, andere stehen im Dunkel, werden von Dunkelheit umgeben. Wieder andere Figuren befinden sich zur einen Hälfte im Hellen zur anderen Hälfte im Dunkel, also in einer Situation des Übergangs. Manche Menschendarstellungen sind ruhig und klar gemalt, andere unruhig mit fahrigem Pinselstrich, sind in Bewegung und in Spannung. Sie geben auch durch die Art der Malerei jeweils Auskunft über ihre Befindlichkeit.
So zeigen die Bilder eine Fülle von Grundsituationen menschlicher Existenz und eine Vielfalt an Empfindungen. Da die Figuren keine wiedererkennbaren Menschen sind, keine individuellen Gesichtszüge besitzen, zeigt ein jedes Bild eben auch unterschiedliche Positionen vielleicht sogar einer einzigen Person. Deshalb kann der Betrachter sich auch in den verschiedenen Figuren wiederfinden, je nach eigener Befindlichkeit – und vielleicht heute von dieser, morgen mit jener angesprochen fühlen und sich mit dieser identifizieren.
Dieses Spektrum der Themen zieht sich durch alle Bilder und stellt gewissermaßen mein künstlerisches Anliegen dar. Im Grenzbereich von gegenständlicher und abstrakter Malerei befindet sich eben auch die inhaltliche Thematik. Nichts eindeutig Wiedererkennbares wird konkret und direkt gezeigt, sondern immer wird Uneindeutigkeit formuliert. Von daher finden Inhalt und Form eine Entsprechung und bedingen sich gegenseitig. Zudem binden die Darstellungen den Betrachter mit ein, der jedes Bild immer wieder neu erleben kann, je nachdem auf welchen Aspekt er sein Augenmerk legt.
Die Übertragbarkeit auf alle Menschen, die Zeitlosigkeit und Ortlosigkeit der Szenen macht die Darstellungen allgemein gültig. Dies hat mir viele Aufträge für Bilder von „Begegnungen“ für öffentlichen Räume gebracht, da die Werke das jeweilige Geschehen am Ort bildlich wiederspiegeln. Menschen kommen und gehen, tauschen verschiedene Ideen, Meinungen und Ansichten ausgetauscht, begegnen sich konkret aber auch abstrakt, in ihren Gedanken.“