2016 I. Angelika Kern

 

GEDÄCHTNIS

ANGELIKA KERN – Preisträgerin des 1. Förderpreises der Kaufbeurer Künstler Stiftung

Am Freitag, den 16. Dezember 2016 fand in den Räumen der Kreis- und Stadtsparkasse Kaufbeuren die Verleihung des 1. Förderpreises der Kaufbeurer Künstler Stiftung statt.

In der Ausstellung GEDÄCHTNIS waren die Werke der Preisträgerin sowie Arbeiten der Finalistinnen Alexandra Seuß, Julia Obermaier und Nadine Kuffner zu sehen.

Angelika Kern studiert freie Kunst/ Gold- und Silberschmieden. In ihrer künstlerischen Arbeit halten sich Präsenz und Absenz die Waage. Sie nutzt die Körperhaftigkeit des Materials, um poetische Assoziationsräume zu schaffen. Dabei werden die besonderen Materialeigenschaften und die damit verbundenen, historisch entwickelten Verwendungszwecke im Sinne einer konzeptionellen Materialästhetik funktionalisiert.

Die Arbeit both bodies stellt das zerbrechliche Aschegerüst eines Glühkörpers einer Masse aus ballistischer Gelatine gegenüber. Ersterer kann trotz aller Empfindlichkeit das Licht „halten“. Der Gelatineblock hat die Maße eines für kleinkalibrige Schusswaffen üblichen Testvolumens und ist transluzent. Durch Feuchtigkeitsverlust veränderte er im Laufe von Wochen die Form und der Unterdruck verursacht schillernde Sprünge. Die feingliedrige Fragilität des Aschekörpers bildet sowohl auf inhaltlicher wie auch formaler Ebene einen Kontrast zur robusten Blockhaftigkeit der Gelatine. Angelika Kern entschlüsselt die Bedeutungsebenen und setzt sie neu zusammen, wodurch ungewohnte Bezüge entstehen.

In dem Werk Gedächtnis spielt ebenso die Materialbeschaffenheit von Gelatine eine zentrale Rolle. Als Trägerstoff der lichtempfindlichen Chemie wird sie in der analogen Fotografie eingesetzt, um Momente zu konservieren. Mit Projektionen erzeugt Angelika Kern ein Lichtabbild des hauchdünnen Gelatinegefäßes, das somit optisch vervielfältigt wird. Die Studentin spinnt ein Netz aus begrifflichen Vorstellungen und materiellen Realitäten.