Gedächtnispreisträgerin 2016 – Renate Horger-Vodermeier
Am 16. Dezember 2016 überreichte Frau Dr. Karin Haslinger, Vorstandsmitglied der Kaufbeurer Künstler Stiftung, der Künstlerin Renate Horger-Vodermeier den Höger-Gedächtnispreis 2016.
Die Marktoberdorfer Künstlerin gestaltete im Frühsommer 2016 eine Einzelausstellung im Gewölbe der Sparkasse Kaufbeuren. Der erste Eindruck beim Betreten des Ausstellungsraumes war sofort positiv. Die Künstlerin ging auf die örtlichen Gegebenheiten wohlüberlegt ein und gab der gesamten Werkschau ein sehr ästhetisches Erscheinungsbild.
Renate Horger-Vodermeier nannte ihre Ausstellung „Verdichten – Lösen“. Neben den inhaltlichen Aspekten zu diesem Thema erschien der Jury auch die sichere Materialbeherrschung bedeutsam. Die Künstlerin definierte „Verdichten – Lösen“ über die Sujets, die Inhalte ihrer Bilder, aber eben auch unter dem Gesichtspunkt des Malerischen und Grafischen ihrer Werke. Alle Exponate der Ausstellung waren vom S/W-Kontrast und den Zwischentönen, also allen Grauabstufungen geprägt. Dabei wurde die Zeichnung als dominierendes künstlerisches Medium auf den ersten Blick deutlich. Diese steckt bei Renate Horger-Vodermeier voller Dynamik und Kraft. Ihr ganz persönlicher Stil, in Jahrzehnten entwickelt, gibt ihrem Werk ein Alleinstellungsmerkmal, macht es individuell und unverwechselbar.
Die Themen, mit denen sich die Künstlerin in ihren Bildern auseinandersetzt steigen in die Tiefe des Seins, berühren Grundfragen menschlicher Existenz, gehen ins Innere. Bildtitel wie „Ikarus“, „Sterben“ oder „Arche“ machen dies deutlich. Dekoratives und oberflächliche Gefälligkeit verbieten sich hier von selbst. So wie wir uns diesen ernsten Themen immer wieder nur annähern können, keine endgültigen Antworten finden, so nähert sich auch die Linienführung, der Duktus von Renate Horger-Vodermeier den Gegenständen und Figuren in ihren Werken immer nur an, um sich dann wieder zu entfernen. „Verdichten – Lösen“ als Ausstellungsthema und Konzept überzeugte die Jury sowohl formal als auch inhaltlich, im einzelnen Bild wie im Gesamtwerk.
Schließlich macht Renate Horger-Vodermeier durch ihre Bilder auch deutlich, dass gerade die Kunst den unlösbaren Fragestellungen des Menschen etwas entgegenzusetzen hat. Indem nämlich Kunst die schwierigen Themen aufgreift, und dafür ästhetische Formen entwickelt, macht sie diese vielleicht erträglicher, bannt womöglich ihre sonst übermächtige Kraft. Die Künstlerin zeigt, wie eng Leben und Kunst miteinander verknüpft sind, und wie sehr eins aus dem anderen hervorgeht.
Unter allen Gesichtspunkten: Raumbespielung, Materialbeherrschung, ästhetisches Konzept und individuelle künstlerische Aussage beurteilte die Jury Renate Horger-Vodermeier als preiswürdig gerade auch im Sinne der Intention der Stifter Annemarie und Hans Höger. Dr. Karin Haslinger