Gedächtnispreisträgerin 2020/2021 – Kathrin Ganser

Kathrin Ganser ist in Marktoberdorf geboren, in Kaufbeuren und Kempten aufgewachsen und lebt und arbeitet seit 2006 als freischaffende Künstlerin in Berlin. 2020 gestaltete sie, gefördert von der Kaufbeurer Künstlerstiftung eine Einzelausstellung im Gewölbe der Sparkasse Kaufbeuren.
Der erste Eindruck beim Betreten des Ausstellungsraumes war sofort positiv. Die Künstlerin ging auf die örtlichen Gegebenheiten sensibel und gut durchdacht ein und gab der gesamten Werkschau ein sehr ästhetisches Erscheinungsbild.
Alle Exponate der Ausstellung waren überwiegend farbreduziert, blau, schwarz, weiß und deren Zwischentöne, was der Werkschau einen überwiegend grafischen Eindruck gab. Dabei wurde die Fotografie als dominierendes künstlerisches Medium auf den ersten Blick deutlich. Die gelungene Präsentation durchbrach in spannender Weise die Erwartungshaltung der Betrachter, da die gezeigten Fotoarbeiten nicht primär an der Wand, sondern vielfach als Rauminstallation präsentiert wurden.
Bei der Einzelbetrachtung der Werke wurde umso mehr deutlich, dass es hier nicht um die fotografische Wiedergabe von Wirklichkeit geht, keine Abbildungen im herkömmlichen Sinn gemeint sind, sondern um fotografische Abstraktionen und Konstruktionen. Dies zeigte sich sowohl in den Inhalten und Sujets als auch in der Technik.
Kathrin Ganser durchbricht unsere Sehgewohnheiten mit neuen und experimentellen technischen Medientransfers innerhalb der digitalen Bilderwelt. Dabei eignet sie sich Fundstücke aus dem Internet an, generiert neue Bilder und arrangiert diese zu komplexen Raumgefügen.
Diese gleichsam fragmentarischen Echos aus dem Internet, welche sie zu neuen Bildern collagiert, zeigt Kathrin Ganser auch in dem zur Ausstellung erschienenen Kunstbuch, und nennt es so treffend „Echoes“.
So kunstvoll und ästhetisch die Ausstellung als Ganzes, wie auch im Detail präsentiert wurde, so professionell und ästhetisch ist auch dieses Kunstbuch „Echoes“ dazu gelungen.

Kathrin Ganser führt den Besucher mit ihren Werken in eine unbekannte digitale Wirklichkeit, zeigt neue Wege künstlerischer Gestaltung und fordert unser Denken, unsere Wahrnehmung und Sehen mit ihren Bildern und Installationen dazu heraus, gewohnte Denk- und Sichtweisen zu verlassen.
Sie macht gerade damit deutlich, dass Kunst immer wieder und bis heute eine Möglichkeit ist, unserer Welt und den Dingen neu zu begegnen, einen anderen Blick darauf zu werfen.
Das Ausstellungsthema und Konzept überzeugten die Jury sowohl formal als auch inhaltlich, im einzelnen Bild wie im Gesamtwerk. Unter allen Gesichtspunkten: Raumbespielung, Materialbeherrschung, ästhetisches Konzept und individuelle künstlerische Aussage beurteilte die Jury Kathrin Ganser als preiswürdig, im Sinne der Intention der Stifter Annemarie und Hans Höger.
Der Kunstpreis von 2.000 wird damit Kathrin Ganser zuerkannt.